Kernspaltung und Kernfusion
1. Geschichte der Kernspaltung und Kernfusion
- 1908: Rutherford "entdeckt" den Atomkern:
Enges Bündel von alpha-Teilchen aus radioaktivem Präparat
trifft auf sehr dünne Goldfolie.
Die allermeisten alpha-Teilchen gehen
unabgelenkt hindurch.
--> Kern ist nahezu punktförmig
--> Kerndurchmesser ungefähr 10.000 mal kleiner als Atomdurchmesser
- 1920: Kernfusion in Sternen von Eddington postuliert:
"Wenn tatsächlich die subatomare Energie in den Sternen frei
verwendet wird,
um die Energieproduktion zu unterhalten, so scheint das
unseren Traum der Erfüllung
etwas näher zu bringen, diese latente
Energie zum Wohle der Menschheit einzusetzen
- oder zu derem Selbstmord."
- 1938: Hahn, Meitner, Straßmann entdecken die Kernspaltung:
Durch Neutronen induzierte Kernspaltung von 238U liefert freie
Neutronen
--> Kettenreaktion möglich
- 16.7.1945, 5:29 Uhr: erster Test einer Spaltungsbombe in Alomogordo,
New Mexiko
- 6.8.1945 und 9.8.1945: Hiroshima und Nagasaki
- 1.11.1952: erfolgreicher Test einer Fusionsbombe (Wasserstoffbombe)
- Heutige Kernkraftwerke sind Spaltungsreaktoren
- Fusionsreaktoren als Energielieferanten sind noch immer Zukunftsmusik
2. Aufbau eines Atoms
- Streu- und Stoßexperimente geben Auskunft über Struktur der
Atome
und ihrer Kerne
- Experimente finden in Teilchenbeschleunigern statt (Linearbeschleuniger,
Synchrotrons),
dabei werden geladene Teilchen in einem
elektrischen Feld beschleunigt und aufeinandergeschossen
- um kleine Dimensionen aufzulösen, braucht man grosse Energien
- Streuung mit Elektronen: Methode der Kernradienvermessung
- e+e- Kollisionen zur Teilchenerzeugung
- Atom-Hülle besteht aus Elektronen
- Atom-Kern besteht aus Nukleonen, die durch die starke Kernkraft zusammengehalten werden
- Nukleonen: Protonen und Neutronen
- Proton und Neutron bestehen aus jeweils 3 Quarks
- Die Masse eines Atomkerns ist kleiner als die Summe der
Nukleonenmassen: Massendefekt.
Die fehlende Masse steckt in der Bindungsenergie (Masse-Energie-Äquivalenz).
- Bindungsenergie, die die Nukleonen beieinander hält, ist bei Eisen
am größten (Weizäcker-Massenformel). Deshalb ist bei Kernen (Elementen) leichter als Eisen ein
Energiegewinn nur durch Kernfusion, bei den schwereren Kernen (Elementen)
nur durch Spaltung möglich.
3. Kernspaltung
- Ein schwerer Atom-Kern wird durch Beschuss mit langsamen Neutronen in
Schwingung versetzt. Er wird eingeschnürt und in zwei leichtere
Kerne gespalten, hierbei wird Energie (Bindungsenergie) freigesetzt. Die
Temperatur beträgt etwa 100 Millionen Grad Celsius.
4. Kernfusion
- Zwei leichte Kerne verschmelzen zu einem schwereren Kern unter
Freisetzung von Energie. Die Temperatur muss hierzu etwa 100 Millionen
bis mehrere Milliarden Grad Celsius betragen.
- Fusionsreaktionen können auch über den Tunneleffekt unterhalb der
Coulomb-Barriere erfolgen
- Coulomb-Barriere:
gegenseitige elektrische Abstoßung der positiv geladenen
Kerne
- Tunneleffekt:
quantenmechanischer Effekt, Teilchen werden als Wellenpakete
betrachtet, die Pakete besitzen eine gewisse Wahrscheinlichkeit, Barrieren
zu durchdringen
- Die Masse des bei der Fusion entstehenden Kerns ist kleiner als die
Summe der beiden Einzelmassen der ursprünglichen Kerne:
Massendefekt. Nach dem Äquivalenzprinzip (E=Mc2) entspricht dies einer
Energie, diese wird bei der Fusion frei (Großteil der Bindungsenergie).
5. Fusionsreaktoren
- Alle Sterne, auch unsere Sonne, gewinnen ihre Energie durch
Fusionsprozesse in ihrem Inneren (Elementsynthese).
- Kontrollierte Fusion in Reaktoren ist erst im
Entwicklungsstadium.
Probleme sind hierbei die hohe Temperatur (100
Millionen Grad Celsius) des Plasmas (heißes Gas) und die Methode, das
Plasma in der Reaktorkammer einzuschließen, ohne dass es die Wände der Kammer
berührt.
- Zwei Möglichkeiten, das Plasma einzuschließen sind
magnetischer Einschluss (Tokamak, Stellarator, Iter) und
Trägheitseinschluss (Laserfusion).
6. alpha- und beta-Zerfall
- Alpha-Zerfall
- ein alpha-Teilchen (2p+2n) wird abgestrahlt, es entsteht ein neues
Element mit einer um 2 niedrigeren Kernladungszahl
- es durchdringt die Coulomb-Barriere mittels Tunneleffekt
- Vorraussetzung: es muss sich im Kern ein alpha-Teilchen mit der
nötigen Energie bilden, erst dann gibt es eine gewisse
Wahrscheinlichkeit für einen alpha-Zerfall
- die meisten alpha-Strahler sind schwerer als Blei (neutronenreich)
- Beta-Zerfall
- Kern mit der kleinsten Masse in einem Isobarenspektrum (verschiedene
Elemente mit derselben Massenzahl) ist stabil: höchste
Bindungsenergie
- mögliche beta-Zerfälle:
Betaminus-Zerfall: n --> p + e- + Anti-Neutrino
Betaplus-Zerfall: p --> n + e+ + Neutrino
- es entsteht jeweils ein neues Element mit einer um 1 höheren
bzw. niedrigeren
Kernladungszahl